Die halbe Oberwalliserin
„Das Oberwallis sollte sich zusammenreissen.“ „Auf kommunaler Ebene müssen Generalräte eingeführt werden.“ Dies sind nur zwei von vielen abstrusen Äusserungen der neuen Co-Präsidentin der Grünen Wallis Carole Morisod in dieser Zeitung. Die Chefin, welche sich als halbe Oberwalliserin gibt, masst sich an, das Oberwallis in einer abschätzigen Art zu belehren. Sind es nicht die Linken, die sich immer für moralisch überlegen halten und sich stets damit brüsten, für alle Minderheiten einzustehen?

Das Oberwallis ist eine regionale, sprachliche und eine kulturelle Minderheit, die es zu respektieren gilt. Frau Morisod beklagte sich über das Abstimmungsverhalten der Oberwalliser und behauptet, dass bei uns nicht Ideen gewählt werden. Sie irrt sich. Die Oberwalliser Bevölkerung bringt an der Urne immer wieder zum Ausdruck, was ihr wichtig ist: Freiheit, Föderalismus und auch unsere Traditionen. Mit Sicherheit keine sozialistische Umverteilung und keine Bevormundung. Gemeindeautonomie und regionale Eigenheiten besitzen einen hohen Stellenwert bei uns. Bezeichnend dafür ist, dass es im Oberwallis mehr Gemeinden gibt als im französischen Teil des Wallis (63 von 122). Es mag für Frau Morisod frustrierend sein, dass die Politik der Grünen den Überzeugungen des Oberwallis widerspricht – ist aber längst kein Grund, die Bürgerinnen und Bürger des Oberwallis mit Polemik und herabwürdigenden Unterstellungen zu diffamieren.
Diego Schmid, Raron